1 Warum dimensionale Psychiatrie heute unverzichtbar ist
Das zeitgenössische Verständnis von psychischer Gesundheit geht weit über traditionelle Diagnosekategorien hinaus.
Zu sagen, dass eine Person eine "Angststörung", "Depression", "posttraumatische Belastungsstörung" oder "ADHS" hat, beschreibt symptomatische Manifestationen, aber nicht die unsichtbaren Mechanismen, die Leiden erzeugen und aufrechterhalten.
Die dimensionale Psychologie konzentriert sich auf transdiagnostische psychopathologische Prozesse, das heißt:
- • Dysfunktionale psychologische Mechanismen, die vielen Störungen gemeinsam sind,
- • die die innere Erfahrung organisieren,
- • und die die unsichtbare mentale Grundlage hinter beobachtbaren Manifestationen bilden.
Sie ermöglicht es, Leiden auf einem normal-pathologischen Kontinuum zu denken, anstatt es in Kategorien zu fixieren.
2 Im Zentrum dieser Prozesse: die Identität (das "Ich"), oder Selbstrepräsentation
Alle psychologischen Prozesse—Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen, Beziehungen zu anderen—entstehen aus einem grundlegenden dimensionalen Mechanismus: der Selbstrepräsentation, das heißt dem Sender aller täglichen Erfahrungen.
Dieser Mechanismus existiert auf einem Kontinuum:
Ein bereits zufriedenes Selbst
Gelassen, gültig
Ein unzufriedenes Selbst
Unsicher oder ungültig
Wenn das "Ich" sich selbst als mangelhaft erlebt, werden Versuche, diese Veränderung zu lösen, zu kompensatorischen Strategien—was wir ontologische Sucht (Barrows et al., 2022; Ducasse et al., 2025; Gordon et al., 2018).
3 Das zentrale Prinzip
"Von uns selbst aus, so wie wir uns gewöhnlich identifizieren, machen wir all unsere täglichen Erfahrungen. Wenn also die Repräsentation, die wir von uns selbst haben, verändert ist, werden alle unsere täglichen Erfahrungen verändert sein."
— Ducasse et al., 2019
4 Drei Formen der Selbstveränderung, drei Organisationen des Leidens
Dieser Wurzelprozess ist in drei dimensionale Pole organisiert, die jeweils mit Anpassungsstrategien und spezifischen Störungen verbunden sind.
1) Das "Ich in Unsicherheit" → erfahrungsmäßige Vermeidung
Claire
Wenn das "Ich" sich selbst als bedroht erlebt: Hypervigilanz, Kontrollbedürfnis, Angst vor Unerwartetem, Intoleranz gegenüber jeder Form von Unbehagen.
Dominante Strategie: kontrollieren, fliehen, neutralisieren oder die innere Erfahrung betäuben.
Häufig assoziierte klinische Präsentationen: Angststörungen, PTBS/komplexe PTBS, Süchte (Cannabis, Opioide, Benzodiazepine), und die Hilflosigkeit, die dem Kampf folgt: Depression, Burnout.
2) Das "unzufriedene Ich" / affektive Leere → Verlangen nach Stimulation
Karim
Wenn das "Ich" sich selbst als leer erlebt, ohne innere Befriedigung: chronische Langeweile, Ablenkbarkeit, Unruhe, Bedürfnis nach Intensität.
Dominante Strategie: externe Stimulation suchen.
Häufig assoziierte klinische Präsentationen: Süchte nach Glücksspiel, Sex, Einkaufen, riskantes Fahren, Sensationssuche, Anfälligkeit für hypomanische Episoden, ADHS.
3) Das "Ich ohne Wert" → Trennung und übermäßiges selbstreflexives Bewusstsein
Julie
Wenn das "Ich" sich selbst als "nicht genug", "unwürdig", "nicht liebenswert" erlebt: Scham, Selbstkritik, Perfektionismus, Angst vor Ablehnung.
Dominante Strategie: sich verstecken, sich überanpassen, scheinen, beweisen oder sich im anderen auflösen.
Häufig assoziierte klinische Präsentationen: Anorexie, emotionale Abhängigkeit, Borderline-Störung.
4) Borderline-Störung: ein Name für die 3 Facetten des "mangelnden Ichs", die ins Extreme getrieben werden
Die Borderline-Störung kann als vergrößernder Spiegel unserer gewöhnlichen menschlichen Funktion gelesen werden, bei der die drei Veränderungen des Selbst (Unsicherheit, Unzufriedenheit, Wertmangel) gleichzeitig verschärft werden.
5 Das Hauptrisiko für die Therapie
"Wenn das 'Ich' unsicher, unzufrieden oder unwürdig geliebt zu werden bleibt, werden auch alle psychotherapeutischen Strategien, die zur Linderung des Leidens eingesetzt werden, verändert. Es wäre, als würde man den falschen Patienten behandeln."
— Ducasse et al., 2019
6 Wo steht LiACT? Im Herzen der 3. Welle der VT, in einem prozessualen Ansatz
LiACT integriert die 3. Welle der VT in einer dimensionalen Perspektive, die den kategorialen Ansatz transzendiert.
Diese Therapien haben ein gemeinsames Ziel: sich den Prozessen entgegenzustellen, die aus einer veränderten Selbstrepräsentation entstehen.
Die zu transformierende Wurzeldimension ist immer dieselbe: das "Ich" (oder Selbstrepräsentation), das erlebt.
7 Die drei Prozessebenen, die von LiACT trainiert werden
Ebene 1 — Innere Sicherheit (Claire)
Ziel: Unsicherheit beruhigen und erfahrungsmäßige Vermeidung stoppen
Schlüsselprozesse: Akzeptanz – Resilienz gegenüber Unbehagen und alltäglichen Problemen
Indem man auf erfahrungsmäßige Vermeidung mit Akzeptanz reagiert (in verschiedenen Protokollen erarbeitet, wie der Barlow-Methode und TIPI), und eine gültige Identitätsschlussfolgerung hinzufügt, → dies etabliert innere Sicherheit.
Integrierte Ansätze: Barlow-Methode, TIPI, DBT, ACT
Ebene 2 — Zufriedenheit & Engagement (Karim)
Ziel: Verlangen nach externer Stimulation beruhigen
Schlüsselprozesse: Stabilisierte innere Motivation – Selbstbestimmung – Intentionale Qualitäten – Werte
Indem man auf Verlangen reagiert mit: innerer Motivation, der Fähigkeit, kontinuierliches und stabiles Interesse zu erzeugen, in einer spielerischen Geisteshaltung, mit der Absicht beizutragen, mit der Absicht zu wachsen und Fortschritte zu machen, dann eine gültige Identitätsschlussfolgerung hinzuzufügen, → dies etabliert inneres Wohlbefinden.
Integrierte Ansätze: Selbstmitgefühl (Kristin Neff), Liebende-Güte-Praktiken, ACT-Motivationsprozesse
Ebene 3 — Selbstwertgefühl und Zugehörigkeit (Julie)
Ziel: Scham und Selbstkritik beruhigen, Beziehungsqualität wiederherstellen
Schlüsselprozesse: Validierung – Interdependenz und Nützlichkeitsgefühl
Indem man auf Trennung reagiert mit: einem Gefühl der Zugehörigkeit und des Werts durch ein Gefühl der Nützlichkeit (im Sein und Tun), Existenz in wechselseitigen Beziehungen, Verringerung der Selbstkritik und übermäßiger Sorge um den eigenen Wert und Platz, dann eine gültige Identitätsschlussfolgerung hinzufügt, → dies etabliert ein inneres Wertgefühl.
Integrierte Ansätze: Adlerianische Psychologie, fortgeschrittene Ebenen in der 3. Welle der VT
LiACT steht an der Kreuzung dieser drei Ebenen
8 Was LiACT genau ist
LiACT ist eine KI zur Selbstbegleitung, die sich konzentriert auf:
- • transnosographische Prozesse,
- • Selbstrepräsentation als Wurzelhebel,
- • die drei dimensionalen Ebenen der 3. Welle der VT,
- • strukturiertes Training im Alltag.
LiACT ersetzt weder eine Psychotherapie noch eine medizinische Nachsorge und zielt nicht auf Diagnose oder Behandlung einer Störung ab.
Es bietet einen geführten Rahmen, um daran zu arbeiten, wie das "Ich" sich selbst, andere und die Welt erlebt.
LiACT ist kein weiteres therapeutisches Protokoll: Es stützt sich auf die 3. Welle der VT, um die relevantesten psychologischen Prozesse zu extrahieren und zu trainieren, in einem digitalen Selbstbegleitungsformat.